Wetziker Tierfreundin Simone Maurer steuert Drohne

Simone Maurer fasst das gerettete Rehkitz mit «Graspfoten» an, damit es geruchslos bleibt. (Foto: zVg)

Ein Rehkitz darf sich glücklich schätzen, wenn es von seiner Mutter in Bäretswil ins hohe Gras gelegt wird. Lebensbedrohlich wird’s ab dem 13. Juni aber für frischgeborene Rehe in der Innerschweiz.

Die Rehkitzrettung mit Thermalkamera und Multikopter in der Luft ist die sicherste Methode, um Rehkitze vor Mähmaschinen zu retten, das schreibt Rehkitzrettung.ch auf der Vereins-Homepage. Eine der Freiwilligen, die während der Mähzeit noch vor Sonnenaufgang mit einer Wärmebild-Kamera die Felder abfliegt, ist die Wetzikerin Simone Maurer (33).

14 000 Kitze seit 2018 gerettet
Die Rehkitzrettung in der Schweiz ist eine echte Erfolgsgeschichte. Waren es im Jahr 2018 erst 190 Rehkitze, die dank Wärmebild-Kameras gefunden wurden, sind es im vergangenen Jahr bereits 6064. Seit 2018 habe die Rehretter über 14 000 Rehkitzen das Leben gerettet. Früher starben diese Kitze in den ersten beiden Wochen ihres Lebens qualvoll in Mähmaschinen. Simone Maurer, die auf ihrem Gnadenhof Sinulay am Stadtrand von Wetzikon 58 Tieren acht verschiedener Arten bis zu ihrem Lebensende ein Wohlfühlparadies bietet, ist seit 2020 Mitglied im Verein. Vor zwei Jahren bestand sie beim Bundesamt für Zivilluftfahrt den Kurs, um eine Drohne mit Wärmebild-Kamera fliegen zu lassen. Drohnenfliegen – kein Kinderspiel. In ihrem ersten Jahr als Pilotin landete ihre Drohne mal auf einem Baum. Simone: «Der Jäger ist raufgeklettert und hat die Drohne wieder runtergeholt. Bis am nächsten Morgen war alles wieder zusammengebastelt. Solche Zwischenfälle gehören am Anfang dazu.»

Mittlerweile hat Maurer ihr 909 Gramm leichtes Arbeitsgerät im Griff. Im ersten Jahr stöberte sie aus der Luft sechs Rehkitze auf, im zweiten Jahr waren es bereits 18, 2022 kam sie auf 11 Jungtiere. Und nach einer Pause im vergangenen Jahr – Töchterchen Liva (heute 3 ½ Jahre alt) brauchte ihre Nähe – fliegt sie in diesem Frühsommer wieder. Allerdings machten ihr – und vor allem den Bauern – das Regenwetter der letzten Wochen einen dicken Strich durch die Rechnung. Bis jetzt konnte Maurer erst zwei Jungtiere vor den Mähmaschinen retten. Maurer ist im Jagdrevier Bäretswil Nord am Fusse des Bachtels unterwegs. Wenn am Abend die Nachricht kommt, dass ein Bauer am nächsten Morgen mähen will, gibt’s für die ehemalige Miss-Zürich-Kandidatin eine kurze Nacht. «Um vier Uhr stehe ich auf. Nach einer kurzen Dusche geht’s los.» Weshalb der Einsatz mitten in der Nacht? Maurer: «Wir müssen mit unseren Drohnen­flügen vor Sonnenaufgang fertig sein. Denn die Wärmebild-Kamera sieht nicht mehr gut, wenn es hell wird.» Übrigens: Die Rehkitze können nicht mit Spürhunden gesucht werden. Maurer: «Die Jungtiere sind geruchslos. Auch ein Fuchs findet sie nur durch Zufall.»

Flugverbot-Radius verkleinert
In der Innerschweiz ist die Rehkitz-Rettung aus der Luft schon bald nicht mehr möglich. Schuld ist die sogenannte Friedenskonferenz vom 15. und 16. Juni auf dem Bürgenstock im Kanton Nidwalden. Der Bundesrat hat deshalb enorme Einschränkungen für den zivilen Luftverkehr angeordnet. Zwischen dem 13. Juni ab 08.00 Uhr bis zum 17. Juni 20.00 Uhr wird ein Restriktionsgebiet für den gesamten zivilen Luftverkehr gelten. Zudem müssen Flugplätze und Heliports innerhalb des Perimeters ihren Betrieb einstellen. Diese Restriktionen galten ursprünglich für einen Radius von 46,3 km rund um den Bürgenstock.

Doch der Verein Rehkitzrettung Schweiz wehrte sich: «Wir konnten anlässlich einer Infoveranstaltung der Luftwaffe unsere Problematik im Zusammenhang mit der Rehkitzrettung vorbringen. Dadurch erreichten wir, dass die Restriktionszone für Drohnen auf 27,78 km reduziert wurde.» Das alles kümmert die neueste Bewohnerin daheim bei Simone Maurer herzlich wenig: Schäfchen Sirup – es erholt sich von einer Blutvergiftung – geniesst seinen Schoppen im Wohnzimmer. Und lässt sich auch von vier Hunden nicht beirren.

Max Kern

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