Quagga-Alarm: Segler im Gegenwind

Quaggamuscheln ohne Ende: Ein Rohr im Genfersee ist befallen. (Foto: Eawag, Linda Haltiner)

Vor 10 Jahren begann die gebietsfremde Quaggamuschel im Rhein bei Basel ihren Siegeszug. Jetzt ist die invasive Muschel erstmals im Zürichsee nachgewiesen worden. Der Kanton reagiert mit Einwasserungsverbo(o)ten. Die Segler fühlen sich im Gegenwind.

Seit Freitag vergangener Woche herrscht auch in den Zürcher Gewässern Quaggamuschel-Alarm! Die invasive Muschel, die erstmals 2014 im Rhein bei Basel nachgewiesen wurde, ist jetzt auch im Zürichsee (bei Thalwil) angekommen. Im Bodensee hat sie mittlerweile die Zebramuschel, die seit den 1960er-Jahren heimisch ist, weitestgehend verdrängt. Forscher des Eawag (Eidg. Anstalt für Wasserversorgung, Abwasserreinigung und Gewässerschutz) «befürchten, dass die Präsenz der Quaggamuschel einschneidende Folgen für unsere Seeökosysteme haben wird und diese möglicherweise aus dem Gleichgewicht bringen wird.» Fast sichere Folgen: Rückgang des Planktons, Veränderung der Artengemeinschaften und des Nahrungsnetzes, Rückgang von Fischbeständen. Erhöhter Wartungsaufwand und Kosten, zum Beispiel für Rohre für Wasserentnahmen, Boote, Fischernetze und so weiter. Der Kanton Zürich reagiert umgehend – mit einem Einwasserungsverbot für Schiffe für den Greifen-, Pfäffiker- und Türlersee. Boote, die sich bereits in diesen Seen befinden, dürfen bleiben. Wie der Kanton weiter mitteilt, «soll 2025 diese Sofortmassnahme abgelöst werden durch eine Regelung, wonach Besitzerinnen und Besitzer aller im Kanton immatrikulierten Boote aufgefordert werden, ein Heimgewässer zu deklarieren. Das Boot darf nur noch in diesem einen Gewässer verkehren, ein Wechsel von einem Gewässer in ein anderes ist nicht erlaubt.»

Pfäffiker Segelclub schäumt
Dazu kommt: Ausserkantonale Boote sollen ab 2025 nicht mehr in Zürcher Seen und Flussabschnitten einwassern dürfen, bis die Schiffsmelde- und Schiffsreinigungspflicht eingeführt wird. (...) Und für Stand-Up-Paddel, Kanus, Ruder- und Schlauchboote heisst es deshalb nach dem Quaggamuschel-Fund im Zürichsee umso dringender: Bei jedem Gewässerwechsel sorgfältig kontrollieren, mit heissem Wasser reinigen und vollständig trocken.» Der Segelclub am Pfäffikersee (SCaP) schäumt. «Die Verfügung betrifft den SCaP in mehreren Punkten», erklärt Präsident René Cermac gegenüber den «Obersee Nachrichten». «Regattateilnehmer aus anderen Regionen dürfen aufgrund des Verbots nicht mehr an unseren Regatten teilnehmen. Dies beeinträchtigt die Wettbewerbsfähigkeit unserer Veranstaltungen erheblich. Boote, die ausschliesslich auf dem Pfäffikersee verkehren und auf unseren Trockenplätzen lagern, dürfen ebenfalls nicht eingewassert werden. Darunter fallen auch Regatta- und Jugendboote, die keinerlei Verbindung zu anderen Gewässern haben. Diese Massnahme halten wir für unverhältnismässig und besonders einschneidend für unseren Club.» Der SCaP sagt deshalb Herbstregatta und die Fuchsjagd ab.

Max Kern, Thomas Hulliger

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