Der Grosskreisel ist definitiv vom Tisch

Neue und Alte Jonastrasse bilden mit Verkehr im Einbahnregime einen Grosskreisel. Vom Seedamm her würde der Verkehr Richtung Jona über die Neue Jonastrasse geleitet, umgekehrt über die Alte Jonastrasse. (Grafik: zVg)

Der Stadtrat von Rapperswil-Jona verfolgt die Idee eines Grosskreisels nicht weiter. Die Ergebnisse einer Studie zeigen, dass die Idee zahlreiche Nachteile birgt, ohne die Verkehrsprobleme zu verringern.

Im Rahmen der Mitwirkung zum Gesamtverkehrskonzept 2040 wurde aus den Reihen des Stadtforums und der Kommissionen die Idee eines Grosskreisels in Form eines Einbahnregimes entlang der Neuen Jonastrasse und der Alten Jonastrasse aufgebracht. Diese wurde daraufhin ins Gesamtverkehrskonzept 2040 aufgenommen als sogenannte «Ohnehin-Massnahme». Die Idee sieht vor, dass der Verkehr vom Seedamm herkommend ab dem Cityplatz im Einbahnverkehr auf die Neue Jonastrasse geleitet und zurück über die Alte Jonastrasse zum Stadthofplatz geführt wird. Es würde also nicht mitten in der Stadt ein riesen Kreisel gebaut, sondern die beiden Strassen bilden einen Grosskreisel mit Querverbindungen (siehe Grafik). In der Stadt Davos kennt man das seit Jahrzehnten, jedoch in einer einspurigen Lösung mit Gegenverkehr von ÖV und Velos.

Nachteile überwiegen
Die vom Stadtrat in Auftrag gegebene Studie, ausgeführt von der Swisstraffic AG, kommt nach eingehender Analyse zum Schluss, dass diese Idee die Verkehrsprobleme nicht verringert und somit weder als Sofortmassnahme, noch als Ersatz eines Stadttunnels taugt. Wie Silvan Sturzenegger, Geschäftsführer und Verkehrsexperte der Swisstraffic AG an der Medienkonferenz vom vergangenen Freitag ausführte, trugen folgende Tatsachen zum Urteil bei: Aufgrund der Spitzenbelastung von bis zu 1800 Fahrzeugen pro Stunde (Zahlen 2022) müssten die Einbahnspuren zweispurig geführt werden, sowohl auf der Alten wie auch auf der Neuen Jonastrasse. Gegenverkehr für den ÖV wäre nicht möglich, die Busse müssten deshalb auch im Kreisverkehr fahren. Aufgrund der Fahrbahnbreiten müssten Fussgängerquerungen mit Mittelinseln gebaut werden, Lichtsignalanlagen wären weiterhin nötig, dies vor allem am Stadthofplatz beim Sonnenhof. Einerseits für den regen Fussverkehr und aufgrund der Spurwechsel des motorisierten Verkehrs.

Es würde Mehrverkehr generiert
Weitere wichtige Gegenargumente zum Grosskreisel liegen auf der Hand, und zwar einerseits der entstehende Mehrverkehr. Die Einbahnlösung verursacht längere Verkehrswege in und durch die Stadt, somit für mehr innerstädtisch gefahrene Kilometer, von denen auch der Quellverkehr betroffen wäre. Diese führen erstens zu Zeit­verlusten und weiter zu vermehrtem Schadstoffausstoss und Lärm. In den Spitzenzeiten wäre zudem weiterhin mit Stau zu rechnen, dieser ist durch die nötigen Spurwechsel verursacht. Das Zentrum Rapperswil wird nicht einfach nur auf einer Achse durchfahren, sondern auf drei. Dies vom Seedamm, von der Zürcherstrasse und von der Neuen Jonastrasse her.

Christian Leutenegger, Stadtrat und Bauchef, erklärte, dass die mit aktuellen Zahlen durchgeführte Studie eigentlich die erste Studie von 2013 bestätigt. Schon damals habe der Kanton gesagt «vergesst das» und auch die damals durchgeführten Studien kamen zu diesem Schluss. Die aktuelle Studie mit Kosten von ca. 30 000 Franken ist jedoch nicht einfach «für die Katz», sondern habe auch wichtige Daten für die Sanierung der Alten Jonastrasse geliefert und belegt, dass der Grosskreisel keine Alternative zum Tunnel sei. Freuen dürfte dies in erster Linie die Tunnelbefürworter.

Info-Flyer Stadttunnel
Die Abstimmung rückt näher: Am 10. September stimmt Rapperswil-Jona über den Grundsatzentscheid und zwei Lösungsvarianten zum Stadttunnel ab. Diese Woche wird nun, als Beilage zum Stadtjournal ein umfangreicher Info-Flyer an alle Haushaltungen verteilt. Auf zwölf Seiten wird die ganze Thematik auf verständliche Weise erläutert. Dies ist auch nötig, denn das Thema ist komplex, der Urnenentscheid wird wegweisend sein für die gesamte weitere Entwicklung der Stadt. Deshalb hofft Stadtrat Leutenegger, dass sich die Bevölkerung mit dem Thema befasst und an die Urne geht. Über Prozentanteile Ja/Nein mache er sich keine Gedanken – es gibt ein Ja oder ein Nein.

Knatsch mit dem Kanton
Unerfreulich an der ganzen Vorlage ist, dass Kanton und Stadt bezüglich Abstimmungsthema monatelang aneinander vorbeigeredet haben. Der Kanton hätte lieber über das Gesamtverkehrskonzept 2040 (GVK) abgestimmt, in dieses der Stadttunnel eingebettet ist. Der Stadtrat erachtete dies jedoch nicht als zielführend (siehe Spalte links), da das GVK sehr vielschichtig ist und so bei einem Ja/Nein kein zielführender Entscheid gefallen wäre.

Sven Gasser

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