Rettungsschwimmer gibt Tipps für die Sicherheit

Schulung ist sinnvoll: Andreas Hediger am Wannenrand beim Unterrichten im Schwimmbecken. (Foto: zVg)

Andreas Hediger ist Vizepräsident der SLRG Rapperswil-Jona und in seiner Tätigkeit als Kursleiter mit der Weitergabe von Wissen rund ums Schwimmen bestens betraut.

«Obersee Nachrichten»: ZweiStunden nach dem Essen nicht schwimmen. So zumindest hiess es früher. Stimmt dieser Baderegel noch?
Andreas Hediger: Gemäss den Baderegeln empfiehlt die SLRG, nie mit ­vollem oder ganz leerem Magen zu schwimmen. Zum einen benötigt der Körper Energie, welche mit leerem Magen nicht vorhanden ist. In solchen Fällen könnte es im dümmsten Fall mitten auf dem See zu einem Hungerast kommen, was im Wasser sehr gefährlich sein kann. Zum anderen ist der Körper direkt nach dem Essen damit beschäftigt, die Nahrung zu verdauen, was ebenfalls viel Energie benötigt. Darum lieber kurz warten, bis der Fokus des Körpers wieder für die körperlichen Betätigungen bereit und diese für das Schwimmen zur Verfügung steht.

Es wird immer wieder gesagt, ertrinkende Personen klammern sich an die Retter. Ist dies ein Mythos oder reelle Gefahr?
Dies ist tatsächlich eine reelle Gefahr für Rettende. In der Abwehrphase klammert sich eine ertrinkende Person an jedes Auftriebsmittel und somit auch an sich in der Nähe befindliche Personen. Dies kann für rettende Personen sehr gefährlich werden. Darum, wenn möglich immer versuchen, der Not leidenden Person ein Auftriebsmittel hinzuwerfen, wie einen Rettungsring oder einen Rettungswürfel, welche jeweils an Ufern von Flüssen und Seen hängen. Vielleicht reichen auch schon ein Zu­rufen und das Beruhigen oder das Reichen einer Stange. Erst wenn keine andere Option möglich ist und nur, wenn man sich sicher fühlt, sollte man zur notleidenden Person hinschwimmen. In diesem Fall aber unbedingt ein Auftriebsmittel mitnehmen, an welches sich die zu rettende Person klammern kann, ohne die rettende Person zu gefährden.

Helfen Schwimmflügeli für Kinder? Und ist ein frühzeitiger Schwimmunterricht für Kleinkinder sinnvoll?
Schwimmflügeli verleihen sicherlich Auftrieb, aber sie entbinden die Begleitpersonen nicht von ihrer Aufsichtspflicht. Ein Kleinkind kann in wenige Zentimeter tiefem Wasser innert 20 Sekunden ertrinken. Schwimmflügeli schützen vor Ertrinken nicht, denn sie können auch abrutschen. Aufgrund der physikalischen Eigenschaften von Kleinkindern, bei welchen der Kopf im Gegensatz zum Körper verhältnismässig schwer ist, können diese teilweise den Kopf nicht mehr aus eigener Kraft aus dem Wasser heben, auch wenn diese Schwimmflügeli tragen. Hier ist das schnelle Eingreifen der Aufsichtsperson nötig. Je früher sich die Kinder an das Wasser gewöhnen, umso geringer ist die Ertrinkungsgefahr. Wir empfehlen daher, frühzeitig Kinderschwimmkurse zu besuchen.

Wie sinnvoll ist ein Rettungsschwimmkurs und für wen macht das Sinn? Wie können auch Ungeschulte helfen, die noch keinen Kurs gemacht haben?
Eine Grundausbildung zum Rettungsschwimmer (Modul Basis Pool) oder sogar weiterführende Kurse sind für alle Personen sinnvoll. Die Angebote sind auf der Webseite der SLRG (www.slrg.ch) zu finden. Mit offenen Augen das Geschehen am Wasser beobachten und speziell kleine Kinder im Auge behalten, hilft Unfälle frühzeitig zu erkennen. Mit Hilferufen andere Passanten auf die Situation aufmerksam zu machen, kann jede Person. Eine rasche Alarmierung ist wichtig und kann Leben retten. Je mehr Personen die Ausbildung zum Rettungsschwimmer absolvieren, desto wahrscheinlicher ist die frühzeitige richtige Hilfe am und im Wasser.

Haben Sie noch ergänzende Ratschläge in Bezug auf Gewässer im Zürcher Oberland?
Um die Baderegeln vollständig erwähnt zu haben: Nicht in trübe oder unbekannte Gewässer springen! Unbekanntes kann Gefahren bergen. Diese wird oft vernachlässigt, beispielsweise beim Brückenspringen oder in Gewässer mit unterschiedlicher Tiefe. Je nach Verlauf des Sommers können die Wasserstände der Flüsse sehr variieren. Tiefe Wasserstände können bei Sprüngen schnell sehr gefährlich werden. Und ansonsten lohnt sich vor dem Wasserspass immer ein kurzer Blick auf die Bade- und Fluss­regeln der SLRG. Wer sich an diese hält, kann schon die meisten Risikofaktoren ausschliessen.

Thomas Hulliger

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