Galloways sollen Flachmoor pflegen

Die drei Galloways fühlen sich in ihrem neuen Umfeld anscheinend wohl. Schattige Plätzchen und genügend Wasser sind vorhanden. (Foto: Sven Gasser)

Im Joner Langriet sieht es nach einer grossen Rodung aus, doch die Zuständigen sprechen von Auslichtung und diese hat durchwegs einen Sinn und bekommt tierische Hilfe.

Ziemlich erstaunt war Therese Brunner in den vergangenen Tagen, was da im Langriet abging. Da wurde gerodet und auf zwei Teilstücken Einzäunungen vorgenommen. Brunner ist fast täglich mit ihrem Hund vom Curtiberg her im Gebiet unterwegs und fürchtet um das Moor, denn da sollen Rinder hin. Nach einem gemeinsamen Augenschein letzte Woche, zusammen mit Karl Graf, selbst Waldbesitzer im Jonerwald, dann die Gewissheit, dass hier zwei Koppeln mit Elektrozaun eingerichtet wurden.

18 Waldparzellen im Langriet sind betroffen, die Waldbesitzer wurden von der Stadt vor vollendete Tatsachen gestellt. Bäume im und angrenzend des Flachmoors wurden gefällt, Zivildienstleistende erstellten die massive Umzäunung.

Wiederherstellung Flachmoor
Auf Nachfrage der «Obersee Nachrichten» bei Urs Fuchs, Betriebsleiter Wald und Holz im Forst der Ortsgemeinde Rapperswil-Jona, wird an die Stadt verwiesen. Andreas Hofstetter, Naturschutzbeauftragter der Stadt, hat jedoch Erklärungen zu den Vorgängen im Langriet. Das Flachmoor von nationaler Bedeutung ist infolge vernachlässigter Pflege zugewachsen, damit ist auch Tageslicht verschwunden, welches für die typischen Pflanzen- und Tierarten eines Flachmoors wichtig ist. Hofstetter betont denn auch, dass es sich nicht um eine Rodung, sondern um eine Auslichtung handelt. Auf alten Luftaufnahmen sei gut ersichtlich, dass das Langriet früher viel offener war, Landwirte sorgten für regelmässige Pflege. In letzter Zeit haben sich Problempflanzen breitgemacht, allen voran Schilf und die Goldrute. Die invasiven Pflanzen haben das Flachmoor überwachsen und schmälern den ökologischen Wert.

Rinder sollen es richten
Die Stadt beteiligt sich an einem Pilotprojekt, bei dem durch Beweiden von Galloway-Rindern die unerwünschten Pflanzen reduziert werden sollen. Galloway-Rinder sind eine eher kleinere Rinderrasse, welche für eine ganzjährige Freilandhaltung geeignet ist. Diese robuste Rasse kommt ursprünglich, wie der Name schon sagt, aus der Region Galloway in Schottland. Und die Rinder haben einen weiteren Vorteil, denn sie fressen so ziemlich alles, auch Schilf und Goldrute. Und genau das ist ihre Aufgabe im Langriet, quasi als lebende Landschaftspfleger das Flachmoor von den unerwünschten Pflanzen zu befreien. Bei einem zweiten Augenschein vor Ort sieht man die drei Galloway-Rinder zuerst gar nicht, man hört nur die Glocken im tiefen Gebüsch. Aber die Tiere sind neugierig und zeigen sich nach kurzer Zeit, um zu schauen, wer da auf Besuch kommt. Die drei Tiere werden von einem lokalen Landwirt betreut.

Etwas Skepsis bleibt
Therese Brunner steht dem Ganzen skeptisch gegenüber, ob es richtig sei, das Rad der Zeit zurückzudrehen. Schliesslich habe sich die Natur gewandelt im Moor. Aber in erster Linie hofft sie, dass sich die Tiere auf den beiden Koppeln wohlfühlen und nicht sich alleine überlassen werden. Auch Karl Graf, der als gute Seele seit bald 20 Jahren die Kafi Stube Langmoos betreibt, würde sich freuen, wenn das Projekt funktioniert, dann wäre es ja nur eine temporäre Angelegenheit. Störend für ihn und die betroffenen Waldbesitzer ist das Vorgehen der Stadt, dass man einfach vor vollendete Tatsachen gestellt wurde. Immerhin übernimmt diese die Perimeter-Entschädigung für die Erschliessungsstrasse.

Sven Gasser

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