Grüner Wasserstoff für 1300 Haushalte

Zentrale der EW Höfe – mit Partnern soll in Freienbach ein wegweisendes Projekt gestartet werden. (Foto: RM)

In Freienbach entsteht die grösste Produktionsanlage der Schweiz für grünen Wasserstoff. Dieser soll zunächst für Elektro-LKW genutzt und in einer späteren Phase in das regionale Wärmenetz gespeist werden. Noch sind nicht alle Details bekannt.

Wasserstoff gilt als die Energie der Zukunft. Das farb- und geruchlose Element soll unsere Energieversorgung unabhängiger und klimafreundlicher machen (siehe Kasten). Doch die Herstellung von Wasserstoff benötigt viel Strom und gilt bisher als unwirtschaftlich, sprich zu teuer. Dennoch wird fleissig an der Technologie getüftelt.

Ein neues Unternehmen entsteht
In Freienbach soll nun eine Produktionsanlage für grünen Wasserstoff entstehen. Hierfür haben die EW Höfe, Alpiq, Socar Energy Switzerland und CIME Capital gemeinsam ein neues Unternehmen gegründet: die Hydrogen Höfe Freienbach AG. Mit einer Kapazität von bis zu 10 Megawatt und der Produktion von bis zu 1200 Tonnen Wasserstoff werde die bisher grösste Anlage der Schweiz für grünen Wasserstoff entstehen, heisst es in einer gemeinsamen Mitteilung der vier Unternehmen. Zunächst soll der Wasserstoff in der Mobilität zum Einsatz kommen, konkret im Schwerverkehr. Bis zu 200 Brennstoffzellen-Elektro-LKW könnten damit versorgt werden. Damit liessen sich im Vergleich zum Einsatz von Diesel-LKW rund 14 000 Tonnen CO2 pro Jahr vermeiden. Der Wasserstoff soll ausschliesslich mit Strom aus erneuer­baren Quellen erzeugt werden.

Die grössten Herausforderungen bei der Herstellung und Nutzung von Wasserstoff sind der hohe Stromverbrauch, die fehlende Infrastruktur, ein fehlender Markt sowie viele (noch) nicht marktreife Wasserstofftechnologien. Vor dem Hintergrund der Energieeffizienz ist der breite Einsatz von Wasserstoff nicht zweckmässig. Aus diesem Grund macht der Zusammenschluss dieser vier Unternehmen Sinn. Mit ihren jeweiligen Stärken wollen sie dazu beitragen, das Problem der mangelnden Energieeffizienz in Angriff zu nehmen.

Neues Mass an Gesamteffizienz
Der Wasserstoff soll im bereits bestehenden ehemaligen Unterwerk der EW Höfe erzeugt werden. Die vorhandene Infrastruktur von Socar werde genutzt, um die Wasserstoff­technologie vor Ort effizient und kostengünstig zu ergänzen. Das Energieunternehmen Alpiq verfügt über mehrjährige Erfahrung mit grünem Wasserstoff und die CIME Capital ­investiert in langfristige, erneuerbare Energieprojekte.

Darüber hinaus biete das neue Projekt weitere Lösungen für eine bessere Gesamteffizienz. In späteren Phasen soll Wasserstoff in das Erdgasnetz und die Abwärme, die bei der Wasserstoffproduktion entsteht, in das neu entstehende regionale Fernwärmenetz der Energie Ausserschwyz eingespeist werden. Mit dieser Abwärme sollen bis zu 1300 Haushalte in den Bezirken Höfe und March versorgt werden können. Die nächsten Schritte seien nun die Beschaffung der beiden technischen Hauptkomponenten, der Elektrolyseanlage und des Verdichters. Dieser Prozess werde den weiteren Verlauf des Projekts bestimmen.

Informationsanlässe geplant
Die neue Technologie wirft Fragen auf. Wie kann die Bevölkerung profitieren? Birgt die Lagerung des hochentzündlichen Energieträgers Gefahren? Wie genau trägt grüner Wasserstoff dazu bei, den CO2-Ausstoss zu verringern? Im Herbst planen die Projektpartner daher Informationsanlässe für die Bevölkerung, um das Projekt genauer vorzustellen und Fragen rund um den Energieträger Wasserstoff zu beantworten.

Es könnte also noch dauern, aber vielleicht ist es in Zukunft wirklich möglich, in Höfe und March mit grünem Wasserstoff durch den Winter zu kommen.

Rafael Muñoz

 

Was ist grüner Wasserstoff?
Wasserstoffatome begegnen uns fast überall, aber nie allein, sondern gebunden. Am häufigsten in Form von Wasser, also in Verbindung mit Sauerstoff (H2O). Bei der sogenannten Elektrolyse wird das Wasser mithilfe von Strom in Wasserstoff und Sauerstoff zerlegt. Der abgetrennte Wasserstoff ist dann ein Energieträger, der gespeichert werden kann. Die gespeicherte Energie kann durch Zusatz von Sauerstoff freigesetzt und genutzt werden – zum Beispiel in einer Brennstoffzelle. Der benötigte Strom zur Herstellung von Wasserstoff muss umweltfreundlich mithilfe von erneuerbaren Energiequellen hergestellt werden. Nur dann handelt es sich um grünen Wasserstoff, der zur Dekarbonisierung beiträgt, also der Umstellung auf eine Energieversorgung ohne klimaschädlichen CO2-Ausstoss. Zu den Nachteilen von grünem Wasserstoff gehört der hohe Strombedarf, und dass sein Einsatz nicht immer effizient ist. Reiner Wasserstoff ist zudem hochentzündlich und muss gut überwacht werden.

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