Hier macht Schlagzeug Schule

Das Reich von Schlagzeuglehrer Roman Alexander Columberg im Untergeschoss an der Wägitalerstrasse 30 in Siebnen. (Foto: zVg)

Schlagzeug spielen, Jonglieren oder auf den Boxsack dreschen: In der Siebner Drummer-Schule lernt Coach Roman Alexander Columberg (35) Kinder ab 6 Jahren die hohe Kunst der Perkussions-Instrumente. Das hilft übrigens auch gegen Leseschwäche – der Profi-Musiker kann ein Lied davon singen.

Drei Schlagzeuge mit Doppelfussmaschinen, Tomtoms, Snares, Hi-hats, Becken und so weiter stehen im ersten Untergeschoss an der Wägitalerstras-se 30 in Siebnen. Daneben ein Liegetisch, wie ihn Ärzte oder Physiotherapeuten benutzen. Willkommen bei Basement Drums, der Märchler Schlagzeugschule von Profi-Drummer Roman Alexander Columberg. Der jüngste Schüler ist 6, der älteste 55 Jahre alt.

Pfannentöpfe als Einstieg
Für Musik-Laien: Schlagzeug ist eines der anspruchsvollsten Instrumente, weltweit eines der einzigen, das mit Händen und Füssen gleichzeitig gespielt wird. Koordinativ eine echte Herausforderung. Wie kommt ein damals siebenjähriger Knirps wie Columberg zum Schlagzeugspielen? «Schon als kleines Kind habe ich zu Hause auf allen Pfannentöpfen meiner Mutter getrommelt.» Der erste Wunsch war jedoch zunächst nur, das Spielen auf einer Tambour-Trommel zu erlernen. Die Musikschule Lachen bot mangels Interessenten aber damals keinen Kurs an. So wurde es halt das Schlagzeug. Columberg: «Im Nachhinein ist es super, dass es so gelaufen ist.» Das Üben mit dem Schlagzeug war für den jungen Drummer in vielerlei Hinsicht ein durchschlagender Erfolg. «Ich war als Kind koordinativ nicht sehr begabt. Und auch mit Lesen und Schreiben hatte ich ein wenig Probleme. Durch das Schlagzeugspielen waren die Probleme plötzlich weg.» Nach seinem Bachelorstudium am Winterthurer Institut für Aktuelle Musik (Wiam) machte Columberg zwei Jahre später den Master in den Fachbereichen Musik und Musik-Pädagogik. Von 2016 bis 2022 gab er bei der New-Rock-Band Fueled By Grace den Takt an. Aktuell bei den beiden Zürcher Oberländer Bands Dom Sweden (Schweizer Elektro-Pop Rock) und Sam Red (Modern Country).

Dom Sweden und Sam Red
Nebenbei bildet sich der Schlagzeuglehrer seit 2021 in Holistischer Kinesiologie aus. Mit Muskeltests untersuchen Kinesiologen den Energiefluss im Körper und ermitteln Techniken für den Energie-Ausgleich. Die Muskeltests werden auch körpereigenes Feedbacksystem genannt. Das Ziel der kinesiologischen Therapiemassnahem ist, dass die Energie im Körper wieder ungehindert fliesst. Kinesiologie wird laut der Krankenkasse Helsana «bei Ängsten, Stress, Schlafstörungen, Allergien, Kopfschmerzen und Schwierigkeiten mit der Verdauung angewandt. Sie kann Ihnen auch helfen, Ihre Persönlichkeit zu entwickeln und Ihr Potenzial zu entfalten.» Columberg sagt: «Zum Beispiel durch Brain Gym, Überkreuzungsübungen, kann man beide Hirnhälften optimaler verbinden, das machst du beim Schlagzeugspielen schon fast automatisch.» Wie brillant Columberg, der als Kind koordinativ selbst seine Probleme bekundete, mit allen vier Extremitäten gleichzeitig sein Schlagzeug bearbeitet, bekommen die Fans meist in Form eines Solos bei den Live-Konzerten mit. Vor Kurzem beim Auftritt von Dom Sweden am Summerstage Festival in Basel oder dem Gig von Sam Red in Steinmaur, im Zürcher Unterland. Columberg: «Das war teils kurzfristig improvisiert. Der Veranstalter teilte uns vor dem Konzert mit, dass er ein Schlagzeugsolo wünsche. Bei den Soli machst du nicht zwingend abartig schwierige Sachen. Ich spiele dann jeweils einfach möglichst solid, dynamisch und schnell. Es geht darum, die Leute abzuholen.»

Jonglieren hilft Koordination
In der Märchler Schlagzeugschule bietet Columberg Einzel- oder Gruppenunterricht an. «Ich erarbeite zurzeit ein Konzept für ein eigenes Schulensemble, bei dem vier bis fünf Kids zusammenspielen.» Im Unterricht begleitet der Lehrer seine Schüler auch mit dem Bass oder dem Piano. «Sie sollen möglichst früh Songs spielen, die ihnen gefallen. Ich hatte während meiner Ausbildung immer gute Lehrer. Aber rückblickend fehlte mir teils etwas der Bezug zur musikalischen Praxis. Diesen will ich bei meinen Schülern daher schon möglichst früh vermitteln.» Zwischendurch dürfen die Kids im Schlagzeugkeller auch Jonglieren oder ihre Schläge am Boxsack ausführen. Columberg vermietet Schlagzeuge, damit Eltern nicht schon zu Beginn der Ausbildung zu tief in die Tasche greifen müssen. Zurzeit arbeitet der Drummer noch zu 50 Prozent als Bürolist. Ab Oktober gibt es für ihn dann nur noch seine Schlagzeugschule, die Kinesiologie und seine Bands.

Max Kern

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