Gestatten: Koller, Mike Koller

Erfolgstrainer Marcel Koller (r .) führte Österreich 2016 an die EM, Linth-Coach Mike Koller heiratete 2016 Kollers Tochter Vanessa. (Fotos: Freshfocus/Köbi Hefti)

Seit 2013 ist es in der Schweiz Männern erlaubt, den Namen der Frau anzunehmen. Der Hinwiler Fussball-Trainer Mike Tusch heisst seit seiner Heirat 2016 mit Nachnamen Koller. Das Aussergewöhnliche daran: Sein Schwiegervater ist Trainer-Legende Marcel Koller, zuletzt Champions-League-Sieger in Afrika – und neunfacher Schweizer Meister.

Der ehemalige Torhüter Mike Koller (37) hat am Obersee als Fussballer seine Spuren hinterlassen. Sei es als Spieler in Tuggen oder als Junioren- und Nachwuchstrainer beim FC Rapperswil-Jona. Seit Januar betreut der Mann aus Hinwil den FC Linth 04, einen Verein aus der Ersten Liga Classic. Wie kam es vor sieben Jahren zum Namenswechsel? Vanessa, die einzige Tochter (neben Sohn Kevin) von Trainer-­Legende Marcel Koller, wollte bei der Heirat ihren Familiennamen behalten. Mike Koller zu den «Obersee Nachrichten»: «Und ich wollte, dass unsere Kinder gleich wie ich heissen.» Die beiden Töchter Delia (6) und Luana (3) heissen folglich Koller – und nicht Tusch.

Kairo stand wegen Koller Kopf
Mikes Schwiegervater ist als Trainer nicht nur in der Schweiz, Deutschland und Österreich ein Erfolgsgarant – Mitte Juni gewann er mit Al-Ahly die afrikanische Champions-League. Die Neun-Millionen-Metropole Kairo stand wegen Koller tagelang Kopf. «Mäse» Koller war schon als Spieler ein Titelsammler: Sieben Mal Meister mit GC, fünf Mal Cupsieger. 2000 gewann er als Trainer mit dem FC St. Gallen den letzten Meistertitel bis heute. Mit GC 2003 den 27. und ebenfalls letzten Meistertitel. Was konnte Mike Koller bei seinem berühmten Schwiegervater abschauen? «Das Thema Kommunikation hat mir bei ihm extrem imponiert: Sich selbst sein, sich nicht verkrümmen, deine Ideen so konsequent wie möglich verfolgen. Diese Grundwerte bringen dich im Leben allgemein weiter.»

Unter der Woche arbeitet Mike Koller in Zürich-Oerlikon als Personaldienstleister. Auch da setzt Koller auf Persönlichkeiten mit Sportlerehrgeiz: «Vor Kurzem habe ich Kresimir Stanic als Personalberater angestellt». Für Fussball-Laien: Stanic war ein äusserst hoffnungsvoller Nachwuchsstürmer des FC Zürich und der U21-Nationalmannschaft, ehe ein selbst verschuldeter Autounfall seine Karriere 2006 beendete. Zurück zum Nachnamen Koller. Bei den drei Trainern, die ihn am meisten inspiriert haben, fehlt der Name Koller. Mike Koller nennt Julian Nagelsmann (zuletzt bei Bayern München), Christian Streich (seit 1995 beim SC Freiburg) und Urs Wolfensberger (neu bei FC Kosova). «Wolfi hat mich beim FC Rapperswil-Jona ermuntert, die Trainerlaufbahn in Angriff zu nehmen. Beim C-Diplom war Wolfi dann mein Instruktor. Er vermittelt extrem gut Grundwerte wie Respekt, Mentalität und Solidarität, Sachen, die im Mannschaftssport sehr viel bringen.» Übrigens: 2003, als Marcel Koller mit GC den letzten Meistertitel feierte, hiess der Trainer der U21 Wolfensberger. Wetten, dass er auch Koller einiges abgeschaut hat ...? Während der Ausbildung zum A-Diplom durfte Mike Koller eine Woche in Freiburg hospitieren – deshalb der spezielle Draht zu Streich. Träumt Mike Koller auch von einer Karriere als Profitrainer? «Mit sehr, sehr grosser Wahrscheinlichkeit wird nicht infrage kommen, dass ich meinen Job in der Privatwirtschaft für den Fussball aufgebe. Ich mache meinen Beruf zu gerne. Wir haben im Geschäft ein super Team. Was mit dem Geschäft und der Familie kompatibel ist, dort strebe ich das Maximum an. Aber am Ende des Tages ist das Fussballgeschäft zu unsicher.»

Die Ehe mit Vanessa ging 2022, so Koller, in die Brüche. Der Coach mit dem berühmten Namen lebt mit seiner neuen Partnerin in Hinwil und trainiert dreimal wöchentlich den FC Linth 04. Fährt durch den Bezirk Hinwil und den Wahlkreis See/Gaster ins Glarnerland. Dazu kommt ein Spiel pro Woche mit Linth. Das Ziel in der neuen Meisterschaft? «Ein Platz unter den Top 5 und möglichst bis zum Schluss, um einen Platz für die Aufstiegsspiele mitspielen zu können. Wir haben es in letzter Zeit geschafft, eine homogene Truppe auf die Beine zu stellen.» Als Marcel Koller, der Österreich an die EM 2016 und den VfL Bochum in die 1. Bundesliga führte, bis August 2020 den FC Basel trainierte, hoffte Mike Koller, der damals bei Männedorf und Wiesendangen unter Vertrag stand, vergeblich auf eine Direktbegegnung. «Basel im Cup – das wäre fast zu viel des Guten gewesen.»

Max Kern

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