Die Frage der Windenergie spaltet

Mehr als 200 Interessierte verfolgten die Pro- und Kontra-Diskussion im Walder Schwertsaal. (Fotos: Thomas Hulliger)

Im Oberland entfacht das Thema Windenergie hitzige Debatten. Die Baudirektion prüft aktuell mehrere Gebiete der Region auf ihre Eignung als Standorte für Windkraft-Anlagen. Gegenwind kommt von lokalen Initiativen, die Abstandsregeln festschreiben wollen, obwohl deren rechtliche Gültigkeit fraglich ist.

Ein kürzlich in Wald veranstaltetes Podium war daher besonders aufschlussreich. Der Anlass brachte sechs Perspektiven zusammen, von Politikern bis zu Windkraftgegnern und Energieversorgern. Im gefüllten Saal verteilten zahlreiche Windkraftgegner Flyer, um gegen den Mantelerlass – ein Gesetzespaket zur Förderung erneuerbarer Energien – zu protestieren. Gemeindepräsident Ernst Kocher betonte das Ziel der Veranstaltung: Ein umfassendes Verständnis von den Möglichkeiten und Grenzen der Windenergie zu erlangen.

Windkraft im Winter effizient
Den Einstieg machte Felix Vontobel, Mitglied der Eidgenössischen Elektrizitätskommission (Elcom), der unabhängigen staatlichen Regulierungsbehörde im Elektrizitätsbereich. Dass es nicht einfach werde, resümierte er seinen Vortrag. « Wir haben zwar viele Antworten auf Fragen und vor allem hat die Politik einen Plan», meinte er nach seinem Vortrag. Er setze auf die Windkraft, da diese besonders im Winter, wenn PV-Anlagen ineffizient seien, die Lücke schliessen könnten. Er rechnet auch fest damit, dass im Jahr 2044 das letzte AKW stillgelegt wird. Clemens Hasler, Geschäftsführer des Energielieferanten SN Energie aus St. Gallen, wies darauf hin, dass Berggebiete mit ihren Stauseen mit der Windenergie entlastet werden könnten. Mit einem Phasenplan, einer zeitlichen Abfolge der Prüfung, Bau bis Inbetriebnahme, wies er auch darauf hin, dass es zeitlich bis zu zehn Jahre dauern könne, bis ein Windrad fertig gebaut sei. Insbesondere Windmessungen vor Ort über ein ganzes Jahr seien wichtig. Von Seite EKZ (Elektrizitätswerke Kanton Zürich) präsentierte CEO Urs Rengel vor allem die Vernetzung mit dem Stromnetz im europäischen Ausland.

Landschaftsschutz im Zentrum
Gegenwind folgte von SVP Kantonsrat und Mitglied der Kommission Energie, Verkehr und Umwelt, Paul von Euw. Er forderte vor allem ein Mitspracherecht der Bevölkerung, diese sei im aktuellen Verfahren faktisch ausgeschlossen. Ebenfalls kritische Töne vernahm man vom Präsidenten des Vereins Freie Landschaft Zürich, Martin Maletinsky. Er bezeichnete die Standorte im Kanton Zürich als äusserst ungeeignet, vor allem wegen der Bevölkerungsdichte und Landschaftsentstellung mit den über 200 Meter hohen Windanlagen. Als Befürworter und Förderer der Windenergie sprach sich Daniel Diggelmann aus. Er vertritt neben dem EW Wald als Geschäftsführer auch die e3hus GmbH und ist der Ansicht, dass Windenergie eine Lösung der Stromprobleme sei. Nach den Referaten folgte eine 90-minütige Diskussion. Die Diskussion reichte von der Effizienz der Windenergie bis hin zu wirtschaftlichen Aspekten und möglichen Subventionen. Kontroverse Ansichten wurden insbesondere bei den Themen Landschaftseingriffe, Versorgungssicherheit und Subventionen geäussert. Ein hitziger Punkt war der Mindestabstand zu Windanlagen. Paul von Euw sprach sich für einen 1000-Meter-Abstand aus, während andere dies als Hindernis für die Windenergie sahen. Fragen aus dem Publikum betrafen die Speicherung überschüssiger Energie und die Gefahren von Windkraft-Anlagen. In Wald bleibt eine Initiative für Mindestabstände bei Windkraft-Anlagen weiterhin hängig. Der Gemeinderat erklärte sie für gültig, doch ein Rekurs liegt nun beim Bezirksrat.

Thomas Hulliger

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