Göttliche Premiere in Altendorf

Wenn Götter streiten, ist ihnen sicher langweilig. Szene aus dem Stück der Theatergruppe Altendorf. Foto: Gert Kraft

Die Theatergruppe Altendorf wagt sich mit ihrer neuesten Aufführung auf unbekanntes Terrain und brachte das Premierenpublikum mit einem nachdenklichen Stück zum Lachen.

Ach ja, die Langeweile. Sie plagt den Göttervater Zeus. Da fasst Prometheus einen Plan und erfindet für ihn den Menschen. Andere Götter haben schliesslich auch ihr eigenes Spielzeug! In der tragischen Komödie «Götter speisen Götterspeisen» zeigt die in Einsiedeln geborene Autorin Livia Stampfli-Huber mit bissigem Humor, dass sich die antike griechische Mythologie auch heute noch bestens dafür eignet, brandaktuelle Themen auf die Bühne zu bringen. Ein ungewöhnliches Stück für die Theatergruppe Altendorf, welche am vergangenen Freitag im Dorfgaden die erfolgreiche Premiere ihrer neusten Aufführung feierte. Der Inszenierung von Sharon Cantieni-Verda und dem heiter aufspielenden Ensemble gelang das Kunststück, der antiken Götterwelt auf höchst unterhaltsame Weise neues Leben einzuhauchen. Und damit das Premierenpublikum zugleich zum Lachen zu bringen und zum Nachdenken anzuregen. «Irgendwie schräg», wie eine Besucherin sagte. «Aber ich habe schräge Sachen gern.»

Etwas Neues probieren
Eine gewisse Anspannung war im Vorfeld zu spüren bei Sharon Cantieni-Verda. «Götter speisen Götterspeisen» sei eben kein typischer Schwank, so die Regisseurin. Mit dem aktuellen Stück werde man dem Publikum, aber auch dem Ensemble etwas Neues zumuten. Sie und ihr Team hätten jedoch entschieden, mal etwas anderes auszuprobieren. «Entweder es macht ‹bäng› oder die Leute nehmen es an und es gelingt uns vielleicht sogar, auch Jüngere anzusprechen», sagte sie vor der Premiere. Teil des neuen Konzepts war ein feines Menü, ersonnen von Sven Faubel, der für das Wohergehen des Publikums zuständig ist. Denn zur Idee der Theatergruppe gehören auch das Miteinander und gemeinsame Tätigkeiten, sagte Cantieni-Verda. Deshalb wolle man sich an einer neuen Kombination versuchen: «Ein lässiges Theaterstück und ein lässiges Essen.» So wurde im hinteren Teil des Theatersaals eine Tischbestuhlung eingerichtet, wo das Team vom Restaurant Johannisburg ein göttliches Drei-Gänge-Menü servierte. Zum Dessert gab es standesgemäss Götterspeise.

Auf der Höhe der Zeit
Sechs Monate habe die Vorbereitung in Anspruch genommen, erzählte Cantieni-Verda nach der gelungenen Premiere. Der Aufwand hat sich gelohnt. Die Aufführung bot alles, was ein modernes Theaterstück heute zu bieten vermag. Musikalische Einschübe, Videoprojektionen und filmische Regie-Ideen lockern das Stück auf und stellen sicher, dass den irdischen Zuschauern keine Minute langweilig wird. Ganz im Gegensatz zum göttlichen Personal auf der Bühne, das sich vor Langeweile immer neue Dinge einfallen lässt und sich darüber ständig in die Haare kriegt. Getragen von der tollen schauspielerischen Leistung der Laiendarsteller entspinnt sich eine vergnügliche Version von der Geschichte der Erfindung des Menschen, nachdenklich untermalt mit Verweisen auf seinen zerstörerischen Einfluss auf die Natur.

Nicht nur leichte Kost
Während Demeter (Gaby Kraft) darüber klagt, dass die Natur aus dem Gleichgewicht gerät, trinkt sich Dionysos (Marco Trevisan) die Lage schön und füllt nebenbei alle ab. Prometheus (Roman Leuthold), Apollon (Horst Warasch), Athene (Pascale Möschler), Ares (Remus Kosmalla) und Aphrodite (Simone Steiger) streiten über die Zutaten, um das Rezept Mensch für die Erde geniessbarer zu machen. Melancholie (Jada Cantieni) bleibt lieber für sich allein. Hera (Gaby Padlina) ist eifersüchtig auf das Spielzeug ihres Gatten Zeus (Less Diener), ahnt sie doch bereits, dass die Folgen in Form eines Halbgottes (Andre Steiger) nicht lange auf sich warten lassen. Nicht immer nur leichte Kost, der Humor behält aber stets die Oberhand. Ein göttliches Vergnügen, welches die Theatergruppe gemeinsam mit ihrem Team in Altendorf auf die Beine gestellt hat. Und kein bisschen langweilig.

Rafael Muñoz

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