Sechs Rennen der Rad-WM 2024 starten Ende September in Gossau ZH. Schon kurz nach dem Start werden die TV-Zuschauer weltweit am ersten Kreisel über einen fast drei Meter hohen Koloss aus Stahl staunen. Den Rad-Profis zeigt Hulk aber nur sein Hinterteil.
Vom 21. September an blickt die Rad-Welt in den Kanton Zürich. An neun Tagen finden die Weltmeisterschaften 2024 rund um den Pfannenstiel statt. Auch der Bezirk Hinwil kann sich rund um den Erdball präsentieren – in sechs der insgesamt 38 verschiedenen Rennen. Und auf einer kleinen Strecke. Am Sonntag, 22. September, geht’s im 10 548-Einwohner-Dorf Gossau mit einem Frauen-Rennen in der Kategorie Para-Cycling B los. Das sind Tandem-Rennen für Sehbehinderte, die mit einer Pilotin ohne Sehbehinderung fahren. Ab 12 Uhr sind die besten Frauen der Welt am Start. Es geht auf einer Strecke von 29,9 km von Gossau über Mönchaltorf, Oetwil am See und Uetikon am See nach Feldmeilen. Und von dort der Goldküste entlang Richtung Zielort am Sechseläutenplatz in Zürich.
Lustschloss von Louis XIV
Radsport-Fans, die regelmässig die Übertragungen der Tour de France am TV konsumieren, kennen die Vorlieben der Fernseh-Kommentatoren. Wenn im Fahrerfeld nicht allzu viel läuft, dann wird jedes Schloss am Wegesrand ausführlich kommentiert: «Hier sehen Sie die Überreste des Schlosses Marly-le-Roi, das Louis XIV ab 1679 fünfzehn Kilometer westlich von Paris bauen liess. 1686 waren die Bauarbeiten beendet. Schloss Marly-le-Roi wurde zu einem Prototypen des barocken Lustschlosses. Das Hauptgebäude war von zwölf einzelnen Pavillons begleitet. 1799 wurde das Schloss an einen Baumwollfabrikanten verkauft, der 1806 bankrott ging. 1816 wurde das Schloss abgerissen.» In Gossau ZH finden die TV-Kommentatoren keine alten Lustschlösser. Aber sie könnten zum Start der WM-Rennen zuerst einmal den Ernst-Brugger-Platz erwähnen. Sekundarlehrer Brugger aus Gossau war vom 10. Dezember 1969 bis zum 31. Januar 1978 Bundesrat. Im Jahre 1974 bekleidete der 1998 in Gossau Verstorbene das Amt des Bundespräsidenten. Brugger war 1947 Gründungsmitglied der FDP Gossau.
Hulk kämpft gegen Rost
Nach wenigen hundert Streckenmetern gibt’s für die Fernseh-Zuschauer rund um den Erdball eine ganz andere Geschichte zu erzählen. Am Ende der Grütstrasse fahren die Velo-Profis Richtung Mönchaltorf um einem Kreisel und erblicken einen über 2,5 Meter hohen Stahl-Koloss. Das 300 Kilo schwere Monster ist eine Nachbildung der US-amerikanischen Comic-Figur Hulk aus dem Jahre 1962. Im Comic «The Incredible Hulk» geht’s um die Geschichte des Nuklearphysikers Dr. Bruce Banner, der nach einem Unfall mit dem Prototyp einer Gamma-Bombe grossen Mengen an Strahlung ausgesetzt wurde – und sich von da an bei jedem Anflug von Wut in das rasende Monster Hulk verwandelt.
Der Gossauer Hulk wurde von einem Künstler von Recycle Art in Bremgarten AG geschaffen. Der Gossauer Unternehmer Andreas Leutenegger entdeckte Hulk einst am «Rock-the-Ring»-Festival in Hinwil und kaufte ihn. 2017 liess ihn Leutenegger am Kreisel gleich neben seinem Unternehmen aufstellen. Bis heute hat Hulk erfolgreich dem Rost getrotzt. Und: Den Rad-Profis zeigt er an der WM nur sein Hinterteil.
Max Kern
