«Was heisst schon normal ...»

Benjamin Fuchs, Claudio Sinacori, Roman Planzer und Urs Mantel an der Sportanlage Chrummen. (Foto: Rafael Muñoz)

Der FC Freienbach bietet ab April wöchentlich ein Training für Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit besonderen Bedürfnissen an. In der Region das erste Angebot dieser Art.

Typisch Fussball: Am Anfang steht der Transferpoker. Sein Kind wolle zum FC Freienbach wechseln, sagte ein Interessent aus Lachen beim Informationsabend zum neuen Angebot für beeinträchtigte Menschen. Ein solcher Transfer, von weit jenseits der Höfner Bezirksgrenzen, müsse über den Präsidenten gehen. «Und das wird richtig teuer», sagte FCF-Präsident Benjamin Fuchs – natürlich im Scherz.

Fussball für alle
Es herrschte eine lockere Atmosphäre am Infoabend vom 20. März, an dem die Initianten und die Trainer des Projekts «Special Kickers» den interessierten Besuchern ihr neues Angebot vorstellten und deren Fragen beantworteten. Ab dem 4. April wird der FC Freienbach während der offiziellen Schulzeiten der Gemeinde Freienbach jeweils am Donnerstag von 17.45 bis 18.45 Uhr auf der Sportanlage Chrummen ein Training anbieten für Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit besonderen Bedürfnissen, zum Beispiel mit körperlichen oder geistigen Beeinträchtigungen. Teilnehmen können Jungs und Mädchen ab 7 Jahren, «die gerne den Ball rollen lassen». Geschwister oder Begleitpersonen sind ebenfalls willkommen. Interessenten können jederzeit einsteigen und mitmachen. Das neue Team wird Special Kickers heissen und zum FC Freienbach gehören wir jedes andere Team. Das Angebot entspreche der Grundidee des FC Freienbach, so Präsident Benjamin Fuchs bei seiner Begrüssung, «Fussball für alle anzubieten.»

Sport steht im Vordergrund
Im Anschluss stellten die beiden Trainer Claudio Sinacori und Roman Planzer das Projekt vor. Beide haben in ihrem familiären oder beruflichen Umfeld mit Menschen mit Beeinträchtigung zu tun, weshalb der Wunsch entstanden war, etwas auf die Beine zu stellen. Auslöser sei dann eine TV-Reportage und der Besuch eines Teams in Luzern gewesen, erzählte Claudio Sinacori, der seit mehr als 8 Jahren beim FC Freienbach kickt und Junioren betreut. Sein Ziel sei, dass es für alle die Möglichkeit gebe, Fussball zu spielen, und «dass sich die Menschen und Kinder als ein Teil von uns fühlen». Bereits der Team-Name «Special Kickers» sei kontrovers diskutiert worden, ergänzte Roman Planzer, ebenfalls als Spieler und Trainer beim FCF aktiv. «Wir wollen gar nicht so speziell sein», sagte er, «sondern ein ganz normales Team. Aber was heisst schon normal...» Für ihn gilt: «Der Sport steht im Vordergrund.» Die Hemmschwelle solle so tief wie möglich liegen. Alle Menschen mit besonderen Bedürfnissen sind willkommen und ihre Bezugspersonen ausdrücklich eingeladen, gerne einfach mitzumachen. Benötigt werde nur eine Grundausrüstung – Schuhe, Schienbeinschoner, Bekleidung, vielleicht eine Regenjacke. Sollte dies eine finanzielle Herausforderung sein, möchte man sich unbedingt trotzdem melden. «Es soll nicht daran scheitern, wenn man sich vielleicht nicht alles leisten kann», versicherte Claudio Sinacori. Auf Mitgliedsbeiträge werde man vorerst verzichten. «Wir fangen jetzt erst einmal an», sagte Benjamin Fuchs, dann sehe man weiter. Zur grossen Freude des Präsidenten, der Initianten und der Trainer, schob in diesem Moment eine Interessentin das Anmeldeformular über den Tisch. Der erste Neuzugang! Ganz ohne Transferpoker.

Rafael Muñoz

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